Eine Alternative zum Kapitalismus ist möglich, eine Welt ohne Krieg, Armut und Ausbeutung: davon ist die junge Jüdin Hertha Gordon, später Walcher, überzeugt. Hautnah erlebt sie 1917 den großen Traum von der Revolution, aber auch deren letztendliches Scheitern und das schmerzhafte Ende der Illusionen mit.
Regina Scheer führte über viele Jahre Gespräche mit Hertha Walcher (1894‒1990) und bietet in ihrem Buch einen außergewöhnlichen, sehr privaten Blick auf eine beeindruckende Frau, die heimlich nach Moskau reiste, um Dokumente zu überbringen, und dort Lenin und Stalin begegnete; die Spezialistin in der Herstellung von Geheimtinte war, deren Weggefährten Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Wilhelm Pieck, Bertolt Brecht, Willy Brandt hießen.
Einfühlsam erzählt Scheer von einer außergewöhnlichen Frau und einem entbehrungsreichen Leben im Dienst einer großen Idee, von unzerstörbarer Hoffnung, von Verbundenheit und Hilfsbereitschaft, aber auch von erbittertem Streit unter Menschen, die doch das gleiche Ziel verfolgen.
Regina Scheer
Die 1950 geborene Schriftstellerin studierte Theater- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, arbeitete in den 1970er Jahren für die Studentenzeitung Forum und 1980 bis 1990 bei der Literaturzeitschrift Temperamente. Sie schrieb mehrere Bücher zur deutsch-jüdischen Geschichte, veröffentlichte 2014 ihren ersten und preisgekörnten Roman, „Machandel“, 2019 „Gott wohnt im Wedding“.
„Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“, erschienen bei Penguin, wurde 2023 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.