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... Natürlich konnte man Auguste jetzt nicht wieder in den Keller bringen, zumal die Nächte immer kälter wurden. Auch benahm sich die Gans außerordentlich manierlich. Bei Tage ging sie mit Peterle spazieren und hielt sich getreulich an seiner Seite wie ein guter Kamerad, wobei sie ihren Kopf stolz hochtrug und ihren kleinen Freund mit ihrem Geplapper aufs Beste unterhielt. Sie erzählte dem Peterle, wie man die verschiedenen schmackhaften oder bitteren Kräuter unterscheiden könne, wie ihre Geschwister – die Wildgänse – im Herbst nach Süden in die warmen Länder zögen und wie umgekehrt die Schneegänse sich am wohlsten in Eisgegenden fühlten. Soviel konnte Auguste dem Peterle erzählen; und auf all sein „Warum“ und „Weshalb“ antwortete sie gern und geduldig. Auch die anderen Kinder gewöhnten sich immer mehr an Auguste. Peterle liebte aber seine Gustje so sehr, daß beide schier unzertrennlich wurden. So kam es, daß eines Abends, als Peterle vom Bett aus noch einige Fragen an Gustje richtete, diese zu ihrem Freund einfach ins Bett schlüpfte, um sich leiser und ungestört mit ihm unterhalten zu können. Elli und Gerda gönnten dem Brüderchen die Freude. Am frühen Morgen aber, als die Kinder noch schliefen, hopste Auguste wieder in ihre Kiste am Boden, steckte ihren Kopf unter die weißen Flügel und tat, als sei nichts geschehen.
Spätabends aber fragt Peterle seine Gustje, indem er sie fest an sich drückt: Warum hast Du denn vor Weihnachten den Winterschlaf gehalten?“ Und Gustje antwortet schläfrig: „Weil man mir die Federn rupfen wollte“
„Und warum wollte man dir die Federn rupfen?“ Weil man mir dann einen Pullover stricken konnte“, gähnt Gustje, halb schon im Schlaf. „Und warum wollte man dir denn einen Pullover…“ Aber da geht es auch bei Peterle nicht mehr weiter. Mit seiner Gustje im Arm ist er glücklich eingeschlafen ...
Aus: Die Weihnachtsgans Auguste, geschrieben in Lehnitz 1951